Die Herkunft des Wortes Zigeuner (vergleiche auch französisch
Tziganes) ist umstritten. Es ist möglicherweise eine korrumpierte Form der griechischen Bezeichnung der Sekte der Athingani
[3] oder
Athinganen (
griechisch Ἀθίγγανοι Athínganoi „die Unberührbaren“, mittelgriechische Aussprache etwa [
aˈθiŋgany]), die im 9. Jahrhundert im früheren
Phrygien lebten. Im Jahre 803 wurden sie dort in
Amorion erstmals als „Zauberer, Wahrsager und arge Ketzer“ beschrieben.
[4] Caspar Peucer ging 1580 davon aus, dass die Zigeuner die Nachkommen der Athinganen seien.
[5] Sie galten als unter die
Paulikianer zu subsumierende
Häretiker.
Cornerus behauptete im frühen 15. Jahrhundert, sie würden sich selbst als
Secani bezeichnen;
[6] dies ist eine latinisierte Variante von
Cigani. Eine weitere überlieferte Schreibweise ist
Cingari.
[7] Ableitungen mit Herkunft aus dem 19. Jahrhundert beziehen sich auf eine „verstoßene“ Bevölkerungsgruppe namens
Cangar (
Tschangar) im heutigen
Punjab (
Indien), die eine „
sanskritische Tochtersprache
Sindhi“ gesprochen habe.
[8] Diese Cangar nannte Rienzi 1832 „Cingari“ oder „Tzengari“.
[9] Da es neben einer lautlichen Gemeinsamkeit der Gruppenbezeichnungen keine Kontinuitätsbelege für eine Herkunftsgeschichte der mit „Zigeuner“ Belegten von dieser indischen Gruppe gibt, handelt es sich um reine Vermutungen. Das gilt in gleicher Weise mangels schriftlicher Quellen über Jahrhunderte hinweg für die Konstruktion „Sindhi“ als eines Vorläufers von „Sinti“.
Daneben gibt es eine Herleitung von alttürkisch
čïγay mit den Varianten
čïγan und
čïγany mit der Bedeutung „arm, elend“, vermittelt über das ungarische Wort
cigány.
[10] Gemeinsam ist sowohl dem einen wie dem anderen sprachlichen Ableitungsversuch, dass deren Vertreter der Gruppe eine gesellschaftliche Außenseiterposition zuordnen.
Im Deutschen stammt das Wort aus
mittelhochdeutsch Cigäwnär, das erstmals 1422 als handschriftliche Notiz im – allerdings vorwiegend lateinisch geschriebenen – Tagebuch des
Andreas von Regensburg auftauchte: „Ein gewisser Stamm der Cingari, gewöhnlich Cigäwnär genannt“ (
lateinisch quaedam Cingarorum vulgariter Cigäwnär vocitata).
[11][7] „Im Volk wurde jedoch gesagt, dass sie heimliche Kundschafter im Lande seien“.
[11] Mindestens seit Anfang des 15. Jahrhunderts leben im deutschsprachigen Raum als „
Tataren“ oder „Zigeuner“ – in Schreibvarianten wie
Zeyginer, Zigeiner, Ziginer und ähnlichen Ausdrücken – bezeichnete Angehörige der Sinti-Minderheit.
[12]
Der Schweizer
Chronist Johannes Stumpf berichtete, dass die „Zyginer“ aus
Helvetien erstmals 1418 in die
Schweiz kamen und über „Gold und Silber“ verfügten.
[13]
Volksetymologisch wird
Zigeuner mitunter irrtümlich als „Zieh-Gäuner“, also „(umher-)ziehende Gauner“, gedeutet.
[14][15] Auch deshalb haftet der Bezeichnung Negatives an.